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Warum mir? [Lukas 13+14]

Aktualisiert: 26. März 2021


Fragst du dich das manchmal? Warum ist mir dies oder jenes passiert? Warum trifft es mich und meine Familie? Nicht, dass man das Leid anderen wünscht, aber warum denn mir?


Wenn etwas Tragisches passiert, ist es allzu menschlich, dass sich in uns eine große Frage nach dem Warum auftut. Wir suchen nach den Ursachen, wollen Verantwortungen zuschreiben und vielleicht sogar einen Schuldigen finden.


Bei Naturkatastrophen richtet sich die Frage recht schnell an Gott, warum lässt er das zu? In Kriegen und menschlich verursachtem Leid, entsteht die Frage, wie können Menschen einander so etwas antun? Aber auch in unseren Verletzungen und biographischen Brüchen tut sich wiederkehrend ein fragender Graben auf, der sich nach Antworten und Logik sehnt. Antworten und Erklärungen, die mein aufgewühltes Inneres in Frieden führen sollen.


Warum mir? Warum ich? Habe ich etwas falsch gemacht? Haben Menschen an ihrem nichtselbstverschuldeten Unglück etwa selbst Schuld? Die Suche eines Opfers nach eigenen Schuldanteilen kann ein Versuch sein mit Hilflosigkeit umzugehen und Kontrolle wiederzuerlangen. Dieser Versuch führt uns aber in Denkweisen, die uns in Scham und Schuld kleinhalten und unsere Freiheit rauben.


Jesus zeigt uns in diesen Kapiteln, dass es keine starre Formel gibt, nach der Leben gelingt. Es gibt keine universale Logik, nach der Menschlichkeit funktioniert und es gibt auch kein System, in das alles fein säuberlich einsortiert werden kann. Wenn Menschen tragisch umkommen, hatten sie nicht größere Schuld als andere (Lk 13, 1-5). Wenn ein Baum keine Früchte bringt, dann kann das unterschiedliche Ursachen haben (Lk 13,6-9). Wenn es ein Sabbatgebot gibt, dann gibt es Gründe es manchmal zu brechen (Lk 13, 10-17).


Die Logik des Reiches Gottes sprengt unsere Systeme. Nicht, weil sie unlogisch ist, sondern weil unsere Systeme zu klein sind.

Jesus weist hier auf zwei Bilder. Zum einen auf das Reich Gottes als Senfkorn. Ein unbedeutendes Saatkorn, das unaufhörlich wächst, transformiert wird und sogar irgendwann als Baum zum Schutz für Vögel wird. Das heißt, dass das Leben in der Wirklichkeit Gottes sich nicht im Augenscheinlichen erschöpft. Wo Menschen keine Hoffnung sehen oder etwas als unbedeutend deklarieren, kann Gott etwas wachsen lassen und Veränderung schenken. Zum anderen ist das Reich Gottes wie Teig. Unverbundene Lebensmittel werden vermischt, werden zu einer Einheit und wachsen. Soll heißen, dass in dieser Realität Gottes eine Qualität steckt, die wir nicht herstellen, sondern nur beschreiben und erfahren können.


Die Logik des Reiches Gottes lässt sich beschreiben, aber sie lässt sich nicht kontrollieren. Jesus lebt vor, wie man Systeme durchbricht, ohne ein neues zu erschaffen. Er übertritt ein Gebot und heilt aber einen Menschen (Lk 14, 1-6), er entlarvt den Weg zum schnellen Ruhm (Lk 14,7-11) und er stellt komplett auf den Kopf, was Gastfreundschaft bedeutet (Lk 14, 12-24).


Jesus lässt sich nicht kontrollieren und auf unsere menschlichsten Fragen gibt es keine einfachen Antworten. Aber Jesus lädt uns ein ihm zu vertrauen. Immer wieder neu. Er lädt ein aus dem Irrtum alles kontrollieren zu können und der verengten Perspektive auf mich selbst auszusteigen.


Blick auf von dem kleinen „Warum mir?“. Verlier dich nicht in einer verkrampften Suche nach Antworten, die alles erklären und dein System noch wasserdichter machen. Lass los und schau auf den, der dich einlädt ihm nachzufolgen. Ihm, bei dem Leben nicht als System, sondern als lebendige Beziehung definiert wird.

Als eine Beziehung, die das Potential schenkt diese Welt neu zu betrachten und darin Freiheit zu finden.

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