Würdest du dich als „guten Menschen“ bezeichnen?
Wenn ja, warum?
Ich las gestern in einem Artikel „Das eigene Selbstverständnis ist kein Indikator dafür, ob man ein guter Mensch ist. Nur durch gute Taten zum Wohle der Gesellschaft und der Umwelt wird man zu einem guten Menschen.“ In dem Artikel sammelte der Autor Kriterien, die uns einen Menschen als „gut“ erscheinen lassen. Wenn jemand hilfsbereit sei beispielsweise oder nachhaltig lebe.
Die äußeren Enden der guten-Mensch-Skala haben wir recht schnell klar. Mir fallen schnell Menschen ein, die ich aufgrund ihrer Gräueltaten in die Kategorie „Böse“ einzusortieren, als auch Menschen, deren aufopfernde Selbstlosigkeit nur als „gut“ gelten kann. Irgendwo dazwischen – nicht so böse wie Hitler, nicht so gut wie Mutter Theresa, wägen wir ab, wie gut wir sind und versuchen vielleicht bessere Menschen zu sein. Wir erwarten vielleicht auch von Anderen gute Menschen zu sein. Sind enttäuscht, wenn wir falsch lagen und uns getäuscht haben.
Und dann heißt es in diesem Abschnitt:
„Niemand steht durch das Befolgen von Gesetzesvorschriften vor Gott gerecht da.“ (V.16)
Vor Gott geht es in erster Linie nicht darum, wie weit oben du es auf der „gute Mensch“ Skala stehst. Das irritiert etwas, denn sollte man nicht gerade von Christen erwarten, dass sie gute Menschen sein wollen. Ehrlicherweise kenne ich viele Menschen, die nicht an Gott glauben und gute Menschen sind und wiederum Menschen in der Kirche, die auf mich weniger „gut“ wirken.
Die Botschaft von Jesus lautet aber, dass weniger darum geht, ob und wie du ein guter Mensch bist, sondern ob du Jesus glaubst. Dem vertraust, der gesagt hat, dass du mit all deinem Gutsein vor Gott nicht gut da stehen kannst? Dem vertraust, dem deine schlechten Seiten nicht zu viel waren?
Es geht nicht darum, ob du dich als gut oder schlecht fühlst. Es geht darum, auf was dein Herz ausgerichtet ist und von was es sich bestimmen lässt. Denn in jedem menschlichen Herzen schlummert zunächst beides. Die Möglichkeit Gutes zu tun, sowie die Möglichkeit Böses zu tun.
Paulus schreibt: „In Wirklichkeit jedoch habe ich mit dem Gesetz nichts mehr zu tun. Ich bin ihm gegenüber gestorben, um von jetzt an für Gott zu leben. Ich bin mit Christus gekreuzigt. Nicht mehr ich bin es, der lebt, nein Christus lebt in mir.“ [V.19-20a]
Paulus steigt aus dem Teufelskreis aus, sich zwischen Gut und Böse selbst zu verorten. Der Fokus ist, dass er für Gott lebt. Seine Herzensausrichtung orientiert sich an Jesus. Lebendig vor Augen, verändernd in ihm am Werk. Das lässt sich nicht in simple Kriterien fassen, in einen Katalog von To-Do’s erfassen, sondern ist eine lebendige Beziehung. Mit einem Ziel. Und im Vertrauen.
„Denn solange ich lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sich selbst für mich hingegeben hat.“ (V. 20b)
Nicht gut oder schlecht, sondern lebendig. Und das allein aus Gnade.
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