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Kapitel 9: Vom Vorbild lernen.

Aktualisiert: 26. März 2021


Paulus hat irgendwie einen schlechten Ruf. Heute scheinbar, wie auch schon damals. Er ist nicht so charismatisch wie Petrus, nicht so liebevoll wie Johannes und schon gar nicht so anziehend wie Jesus. Er ackert hart in seinem Leben, aber bekommt wenig ermutigendes Feedback. Er möchte klar kommunizieren und wird als hart empfunden. Er setzt alles auf eine Karte und erntet dafür Kritik, Gerüchte und üble Nachrede. Dieses 9. Kapitel liest sich wie eine Verteidigungsrede von Paulus, die auf Vorwürfe aus Korinth eingeht, die wir nicht im Detail rekonstruieren können.


Wie reagiere ich auf Vorwürfe und das in Frage stellen meiner Arbeit und Person?

Was tun, wenn man sich von ganzem Herzen eingesetzt hat und fälschlicherweise beschuldigt wird?


Ich erlebe unsere Zeit vielfach als dünnhäutig, als wäre es schon vermessen überhaupt hinterfragt zu werden. Missverstanden zu werden fühlt sich nie gut an und auf Angriffe nicht pampig zu reagieren, erfordert eine Reife und Größe, die ich bei mir noch nicht sehe.


Ich sehe aber bei Paulus ein paar Dinge, die ich lernen möchte:


1. Klarheit über sich selbst und der eigenen Motivation.

Paulus bleibt bei der Sache und argumentiert, weshalb die Vorwürfe nicht berechtigt sind. Er weiß wer er ist und was ihm zusteht. Er handelt aus einer Sicherheit und Bewusstsein heraus, weil er weiß, dass er seine Aufgabe nicht an sich gerissen hat:


„Ich habe sie [diese Aufgabe] nicht gewählt, sondern sie ist mir übertragen worden. Gott hat mir die Aufgabe anvertraut, seine Botschaft zu verkünden.“ V. 17

Da ist mein Job. Dafür bin ich da und daran könnt ihr mich bemessen. Paulus legt die Karten seines Selbstverständnisses offen.


2. Klarheit über die eigene Vision.

„Ich möchte Menschen für Christus gewinnen. […] in jedem einzelnen Fall nehme ich jede nur erdenkliche Rücksicht auf die, mit denen ich es gerade zu tun habe, um jedes Mal wenigstens einige zu retten.“ V. 22

Ich bin doch ein Diener für euch und setze mich ein. Freiwillig und mit all meiner Kraft. Was denkt ihr denn, warum ich das mach?

Vielleicht musste Paulus beim Schreiben auch manchmal schmunzeln: „Denken die echt, man tut sich so einen Dienst an, wenn man nicht völlig von der Sache überzeugt wär?“

3. Ausdauer und den Blick nach vorne.

Man wird missverstanden und hinterfragt werden. Manchmal finden Leute gut was man macht und manchmal nicht. Tendenziell kriegt man Letzteres häufiger direkt gemeldet. Paulus hat irgendwie sehr klar vor Augen, wer er ist, warum er diesen Dienst tut und worauf es wirklich ankommt.


„Ich laufe wie ein Läufer, der das Ziel nicht aus den Augen verliert.“ V.26

Und dafür stehe ich ein. Mit allem was ich bin und habe. Ich möchte meinen, was ich sage und sagen, was ich meine. Paulus bleibt bei sich und legt offen was da ist. Er muss niemandem etwas beweisen und legt doch alle Beweise hin. Nicht mehr und nicht weniger.

Ach Paulus, kann ich ein bisschen mehr sein wie du?

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