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Kapitel 7: Ehe vs. Singlesein

Aktualisiert: 26. März 2021


„Beide treffen also eine gute Entscheidung, der der heiratet und der, der ledig bleibt. Besser ist allerdings der zweite Weg“ V.38

Ich muss bei diesem Vers unwillkürlich schmunzeln. Zum einen, weil Paulus zuerst sehr diplomatisch ist und nachdem er ganz ausgewogen beide Lebensentwürfe ausgeleuchtet hat, zum Schluss kommt, dass beides gut ist. Das ist durchaus bemerkenswert, da es in der Geschichte immer Tendenzen in die ein oder andere Richtung gab. Zum anderen muss ich aber auch schmunzeln, weil es scheint, als könnte er es sich trotz seiner Differenzierung am Ende nicht verkneifen, dass Ledigsein dennoch Trumpf sei.


Okay, was denn nun Paulus?


Ich muss sagen, dass es definitiv ein Lieblingskapitel im ganzen Brief ist, obwohl ich nicht weiß, wie spaßig Paulus es fand auf die skurrilen Sichtweisen und Fragen der Korinther einzugehen.


Paulus beginnt damit sich gegen eine gewisse Leibfeindlichkeit auszusprechen, die Einzug erhalten hat. Scheinbar kursierte die Auffassung, dass es frommer sei, wenn man weniger Sex hat. Paulus schreibt dazu, dass das für eine eheliche Beziehung kaum hilfreich sein kann und Sex gut und wichtig ist. Paulus selbst ist unverheiratet und scheint den Vorzug dieses Lebensumstandes zu schätzen. Es ist wahrscheinlich, dass Paulus aufgrund seiner Pharisäerlaufbahn einmal verheiratet war und weniger als ewiger Bachelor, sondern eher als Witwer zu verstehen ist, dessen Frau verstorben war. Als unverheirateter Pharisäer hätte er sich kaum in die angesehene Leitungsposition hocharbeiten können, die er innehatte, bevor er Jesus begegnete.


Paulus wertet mit seinen Worten das „Ledigsein“ in einer Kultur auf, in der das kaum ein erstrebenswerter Stand und gerade in seiner jüdischen Tradition nahezu undenkbar war. In der Geschichte schlug das Pendel mehrfach in das ein oder andere Extrem. Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung des Mönchtums und eine geistliche Herabsetzung der Ehe. Heutzutage ist es andersherum und die Frage besteht, ob Menschen ohne Partnerschaft überhaupt Gottes Ziel für ihr Leben finden. Beide Extreme wurden und werden den komplexen Umständen menschlicher Erfahrung nicht gerecht.


Dass Paulus das Ledigsein als seinen Lebensentwurf vorzieht, scheint vor dem Hintergrund seiner Berufung stimmig. Er reist monatelang durch die Welt, sitzt im Gefängnis, erleidet Folter und Verfolgung, Stress und Armut. Er übernimmt Verantwortung für dieses Leben und kann das keiner Frau zumuten. Da Paulus uns allen wünscht, dass wir so hingegeben diese Berufung leben, kann er kaum zu einem anderen Schluss kommen, als dass er eine Empfehlung dafür ausspricht. Vermutlich hätten Priscilla und Aquila oder Petrus und Frau noch andere Ratschläge parat, von denen wir hier aber nichts lesen.


Für alle gilt jedoch, dass sie ihre Lebensumstände akzeptieren und gestalten dürfen und jeder seinen Platz so ausfüllt, wie es Gott gefällt (V. 24)


FRAGEN

Bist du mit deinem Lebensumstand zufrieden? Warum ja? Warum nein?

Welcher Stand wird in deinem Umfeld als besser erachtet? Warum ist das so?

Was braucht Kirche heute im Bezug auf das Thema? Wie kannst du dazu beitragen?

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