Am Wochenende habe ich mich dabei erwischt, wie ich ein vorschnelles Urteil über jemanden gefällt habe. Ich hatte etwas blöd und unangemessen gefunden und habe das dann bei der erstbesten Gelegenheit auch geäußert. Nein, nicht zu der Person direkt, sondern über sie. Während ich auch nach weiterer Überlegung nicht zurücknehmen würde, was ich über die Aktion gedacht habe, so war es unfair und vorschnell eine weitere Person mit meinen verurteilenden Gedanken zu bewölken.
Als ich heimfuhr hörte ich das Lied „God only knows“ von der Band „For King & Country“ und fühlte mich durch die Zeilen des Refrains an etwas erinnert, was man beim vorschnellen Urteilen doch allzuschnell außer Acht lässt.
„God only knows what you've been through, God only knows what they say about you; God only knows the real you, There's a kind of love that God only knows.“
[dt. Übers.: Gott allein weiß, was du durchgemacht hast. Gott allein weiß, was man alles über dich sagt. Gott allein kennt dein wahres Selbst. Es gibt eine Art der Liebe, die nur Gott gibt.]
Gott allein weiß alles. Jedes Motiv, jede Geschichte, jede Verletzung, jede Eigenart, jedes Geheimnis von jeder Person – nichts ist ihm verborgen.
Wir hingegen bilden unser Urteil über andere häufig vor dem Hintergrund unserer eigenen Motive, unserer Geschichte und unserer Verletzungen. Wir vermögen das Eine kaum vom Anderen zu trennen.
Paulus erinnert uns in diesem Kapitel daran, dass weder das, was andere über uns sagen und denken, noch das was wir über uns meinen zu wissen, die komplette Wirklichkeit darstellt.
„Allerdings hat es für mich keinerlei Bedeutung, welches Urteil ihr über mich fällt oder ob sonst eine menschliche Instanz über mich zu Gericht sitzt. Nicht einmal ich selbst maße mir ein Urteil über mich an.“ (V.3)
Wir sind für andere Menschen nicht uneingeschränkt greifbar und wollen selbst nicht aufgrund ihrer Annahmen verurteilt werden. Es ist schmerzhaft verurteilt zu werden und sich dabei missverstanden zu fühlen. Auf der anderen Seite urteile auch ich über Andere vorschnell, ohne sie möglicherweise wirklich verstanden zu haben oder sogar verstehen zu wollen. Meine eigenen Motive sind oft eine gemischte Tüte. Es mischen sich legitime Anliegen mit überheblichen Annahmen. Doch auch unser Selbstbild scheint nicht komplett akkurat und so bewerten wir auch unser eigenes Leben oftmals zu hart oder auch zu milde.
„Überlasst das Urteilen doch dem Herrn“. Paulus versucht es mit Gelassenheit. Korinther, entspannt euch. Ihr habt so viel zu sagen und zu meinen. Sogar Paulus Leben und Berufung wird auf die Waagschale gelegt und für nicht gut befunden. Es werden ganz viele Worte gemacht, Einschätzungen abgegeben und Werturteile gefällt. Paulus bleibt gelassen, ihm ist wichtig, dass der Applaus für sein Leben am Ende von Jesus kommt, nicht von den Menschen.
Am Ende interessiert ihn kein Gerede, sondern ob im Leben derer, die Gott lieben, die Kraft Gottes sichtbar, spürbar, erfahrbar wird. (V.19)
Fragen
Welches Urteil hast du zuletzt über einen Menschen gefällt? Aus welchem Grund?
Was bedeutet es für dich, dass „allein das Urteil Gottes über dich“ entscheidend ist?
Wie und durch was wird Gottes Kraft in unserem Leben sichtbar?
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