Die Andachtsreihe durch das Evangelium begann mit einem Neuanfang. Jesus bricht in die Zeit und stellt die Welt derer auf den Kopf, die ihm begegnen. Zunächst skeptisch, manchmal zögerlich, aber zunehmend vertrauend, lassen sich Frauen und Männer auf die Botschaft von diesem Jesus ein. Noch nie waren sie so jemandem begegnet. Einem Mann, der mit einer solchen Liebe, mit einer solchen Autorität, mit einer so großen Weisheit und Macht auftrat. Der Autoritäten hinterfragte, furchtlos heilt, es vermag ermüdeten Blicken neue Hoffnung zu geben und sogar leblosen Körper wieder Leben einzuhauchen. Seine Botschaft von einem neuen Reich macht die Runde und verleiht verblassten Erwartungen auf Veränderung neue Farbe. Euphorie und Freude füllen die Luft am Palmsonntag bedeutungsschwer. Es kann losgehen. Der rote Teppich ist ausgerollt, die Augen der Menschenmasse leuchten erwartungsvoll.
Der Tod bricht in den Karfreitag wie ein wahrgewordener Albtraum. Von der feierlichen Leichtigkeit zu Beginn der Woche ist nichts mehr zu spüren. Die Jünger von Jesus sehen hilflos zu, wie ihr Herr als Verbrecher hingerichtet wird und fliehen von diesem Ort der Verzweiflung.. Jäher Abbruch schillernder Hoffnung. Abschied. Verlust. Trauer. Am Karfreitag schließt sich die Dunkelheit um Jesus. Grausam stirbt er am Kreuz und wird verspottet. Doch während sein Tod kaum tragischer sein könnte, ist die Perspektive von Jesus auf sein Leben eine andere. „Niemand nimmt es mir, sondern ich gebe es freiwillig her. Ich habe die Macht es herzugeben und die Macht es wieder zu empfangen.“ Joh 11,17 Die menschliche Geschichte und die Ewigkeit treffen hier aufeinander. Zum einen wird Jesu Leben genommen, aber zum anderen war es Jesu Auftrag sein Leben zu geben. Sein Tod ist nicht das Ende, sondern ein Teil des Plans. Jesus ist über den Karfreitag nicht überrascht, denn es passiert, wozu er kam. Zu sterben und der Perspektive Tod die Macht zu nehmen. Sein Leben hinzugeben, damit jeder Mensch Leben empfangen kann. Zu heilen und zu überwinden, was zwischen Gott und mir steht. Denn auch wenn Tod nie gut, nie schön zu reden ist - er immer ein Abbruch und ein Ende bedeutet - ist er dennoch nur das Ende derjenigen Lebensbedingungen, wie wir sie kennen. Das nimmt nicht die Trauer, aber bringt in die Dunkelheit des Tages die Hoffnung.
Das Licht des neuen Tages verkündet das Ende der Nacht. Auferstehung bedeutet, dass der Tod nicht das letzte Wort behalten wird. Dass keine Träne, keine Trauer, keine Verzweiflung am Ende zählt. Die Auferstehung Jesu von den Toten ist der Garant dafür, dass das Leben von einer stärkeren Qualität ist als der Tod. Licht trumpft Dunkelheit, Leben trumpft Tod. Kern des christlichen Glaubens ist, dass Jesus nicht nur Macht hatte sein Leben hinzugeben, sondern Macht hat, das Leben triumphieren zu lassen. Nicht nur für sich, sondern auch für dich und mich. Ostern ist dieses Fest der Hoffnung, der Freude über das Ende der Nacht und des Glaubens, dass Tod ultimativ nicht das Ende, sondern der Beginn eines neuen Lebens ist. Ein Leben von einer anderen Qualität und zu anderen Lebensbedingungen, als die uns greifbaren. Jesus verewigt mit seiner Auferstehung das Leben. Diese Hoffnung, ist der Grund, auf dem mein Alltag fußt. Sie ist die Liebe, die meine Ängste vertreibt und mein Vertrauen stärker macht als meine Zweifel. Jesus lebt. Heute und für immer.
Am Ende steht der neue Anfang.
Jesus begegnet nach seiner Auferstehung den Jüngern und spricht seinen Frieden in ihre Erschrockenheit.
„Wie kommt es, dass Zweifel in euren Herzen aufsteigen." [Lukas 24,38]
Nichts war aus dem Ruder gelaufen. Alles war nach Plan verlaufen und so eingetroffen, wie die Propheten und Jesus selbst es angekündigt hatten.
„Es wird in Jerusalem beginnen, und ihr seid meine Zeugen.“ [Lukas 24,47]
Und so wurde aus Jesu Ende ein Anfang. Der Anfang seines Reiches, das sich in die entlegensten Winkel dieser Erde ausbreitete.
2000 Jahre später schaue ich auf diesen Anfang zurück und staune. Ich würde heute nicht hier stehen und an Jesus glauben, hätten nicht Männer und Frauen dieses Ereignis erlebt und weitergegeben.
Und dennoch bleibt Jesus auch heute anders. Er passt nicht in unsere Boxen und sprengt unsere religiösen Erwartungen. Denn während die ganze Welt auf seinen Sieg hoffte, war Jesus nicht von dieser Welt. Denn er kam, er sah und liebte.
Aber seine Liebe war und ist bis heute sein größter Sieg.
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