Sprüche 27, 19 „Wie sich ein Gesicht im Wasser als Angesicht spiegelt, so ein Mensch im Herzen eines andern.“
Es ist die Heldin aus C.S. Lewis wunderbarer Erzählung „Till we have faces“ (dt. „Du selbst bist die Antwort), die auf ihrer Suche nach Sinn und Wahrheit, eine Anklage gegen die „Götter“ ihrer Welt verfasst. Sie fühlt sich in ihrem Leben von den Göttern und ihrem Schweigen hintergangen und fragt: „Wie können sie uns von Angesicht zu Angesicht begegnen, solange wir kein Angesicht haben?“ - Solange wir kein Angesicht haben… Till we have faces.
Es ist das Gefühl einer verschleierten Sicht und des Zweifels an der eigenen Wahrnehmung. Wer bin ich und wer darf ich sein? Sind Dinge so, wie ich sie wahrnehme oder sind sie ganz anders? Woher weiß ich, dass ich mich nicht täusche? C.S. Lewis gelingt es meisterhaft, Worte für dieses diffuse Lebensgefühl zu finden. Ich muss immer wieder neu anerkennen, dass ich nicht auf alle Fragen des Lebens eine Antwort habe, dass sich nicht alle Spannungsfelder auflösen und dass sogar ich selbst mir manchmal entzogen bin. Zu merken, dass wir im Leben nicht alles kontrollieren und sichern können, kann verwirren und uns einsam zurücklassen.
Dieser letzte Freundschaftsspruch aus dem Buch der Sprüche weist uns auf eine Lösung hin. Hier geht es darum, dass mir die Spiegelung des Anderen weiterhilft. So wertvoll eine Selbstreflexion auch ist, hier geht es um die Reflexion meines Selbst im und durch den Anderen. Wer und wie ich bin, wird auf meine Freunde abfärben und sie prägen, selbst wenn ich das nicht beabsichtigt habe. Und auch andersherum. Ich höre bei mir selbst Sätze, dich von meinen Freunden übernommen habe. Spuren des Anderen prägen mein Denken, mein Fühlen und mein Handeln. Es gibt ein altes bekannte Sprichwort, das sagt: „Wenn du wissen willst, wer jemand ist, schau dir seine Freunde an.“ Wir spiegeln uns im Herzen anderer und erkennen dadurch uns selbst, aber auch Gott mehr. Wir sehen mehr.
Mich begeistert das. Freundschaft ist ein Geschenk Gottes an uns. Einfach so, weil Nähe und Gemeinschaft guttun. Dann aber auch, weil es ein Weg Gottes ist uns zu helfen und uns zu verändern. Uns nicht da zu lassen wo wir sind, sondern uns zu erlösen.
Wir dürfen lernen, wie wahres Vertrauen aussieht und wie wohltuend echte Freundschaft ist.
Möge Gott es dir und mir schenken, dass wir wahre Freunde finden und vielmehr noch selbst wahre Freunde werden.
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