
Jesaja 41:10 „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.
Ich war ein ängstliches Kind. Ich hatte Angst vor der Dunkelheit, vor dem Spalt zwischen meinem Bett und der Wand, vor einem älteren Schüler, der mir auflauerte und vor Filmen mit echten Menschen. Manche meiner kindlichen Ängste haben sich gelegt, manche haben sich nur verändert und sind in irgendeiner Form immer noch präsent.
Angst ist in allererster Linie ein Gefühl. Ein Gefühl, das entsteht, wenn ich bedroht werde oder mich bedroht fühle. Für das Gefühl macht es aufs Erste keinen Unterschied, ob die Bedrohung real oder empfunden ist. Das Gefühl der Angst ist sehr real. Angst ist dabei keineswegs nur schlecht. Als menschliche Reaktion auf drohende Gefahr hat sie auch einen schützenden Faktor. Ohne Angst würden wir zu dicht an Abgründe herantreten oder uns Lebewesen nähern, die uns verletzen könnten. Nicht jede Angst ist gleich schlecht, aber keine Angst fühlt sich schön an. Am anderen Ende des Spektrums gibt es Angststörungen, die lähmende Erfahrung in einem Leben voller Angst gefangen zu sein. Die Palette dazwischen ganz schön vielfältig. Alltagsängste gibt es in unterschiedlichen Schattierungen, manche universal menschlich, manche sehr individuell bedingt.
Welche Ängste gibt es in deinem Leben?
Hast du Versagensängste? Bindungsängste? Todesängste? Angst vor Entscheidungen? Angst vor bestimmten Menschen? Verlustängste?
Du bist in deiner Angst nicht allein, aber die Angst will, dass du das glaubst.
In der Bibel spricht Gott sein „Fürchte dich nicht“ oder „Hab keine Angst“ zu Menschen in ganz konkreten Situationen und echten Bedrohungen.
Die Aufforderung sich nicht zu fürchten bedeutet nicht, dass es keine Gründe für die Angst gäbe. Es ist kein Abtun einer Bedrohung, kein Schönreden oder Bagatellisierung eines Gefühls.
Es ist ein zweifacher Zuspruch. Es ist zum einen Trost. Es ist die Zusicherung, dass wir in keiner noch zu bedrohlichen Situation unseres Lebens allein sein. Gott spricht dir und mir zu, dass er mit uns ist. Er weicht nicht von unserer Seite. Gottes „Fürchte dich nicht“ ist die Erinnerung und Zusicherung seiner Gegenwart in unserem Leben. In jeder realen und empfundenen Bedrohung kommt er uns nahe und sagt: ich sehe dich, ich halte und führe dich. Zum anderen ist Gott mächtiger als jede Bedrohung. In Römer 8,31 heißt es „Wenn Gott für uns ist, wer kann dann noch gegen uns sein?“. Wenn ich mir vor Augen halte, dass der Schöpfer und Erhalter dieses Universums für mich ist, dann ist das schon ganz schön groß. Gott kann Ängste nehmen und Gott kann Bedrohungen beenden, denn es heißt auch „ich stärke dich und ich helfe dir.“
Damit ist nicht gesagt, dass ich das in meinem Leben als Automatismus erfahre. In jeder neuen Lebensphase entstehen auch neue Ängste. Ich habe heute vor anderen Dingen Angst als vor 20 Jahren. Eine Mutter kennt neue Ängste, wenn sie ein Kind in sich trägt. Ein erwachsener Mann fürchtet sich vor anderen Dingen als in seiner Teeniezeit. In allen Beziehungen, neuen Arbeitssituationen und veränderten Umgebungen entstehen neue Ängste. Sie verweisen uns auf tiefe Sehnsüchte, auf neue Verantwortungen, und auch auf starke Bindungen. Unsere Ängste brauchen keine magische Auflösung. Sie benötigen ein Hinschauen, ein Sich-Ihnen stellen und auch das bewusste Lossagen ihres Einflusses.
Denn so real wie unsere Ängste auch sind, so glaube ich an den Gott, der sich für uns ein Leben wünscht, das nicht von unserer Angst beherrscht bleibt.
Gott wünscht sich für uns ein Leben in mutigem Vertrauen, nicht in ängstlicher Absicherung. Vertrauen, dass er für uns ist, mit uns ist und wir unendlich geliebt sind. Es heißt im Neuen Testament der Bibel, dass die Angst keinen Platz hat, wenn diese Liebe Gottes regiert und der bestimmende Faktor bleibt. (1.Joh 4, 18-20)
Ich erlebe das nicht als eine Lektion, die ich ein für alle Mal geblickt habe, sondern als tägliche Anerkennung, dass ich geliebt bin. Von Gott geliebt. Ich muss mich nicht fürchten, wenn ich auf den blicke, der für mich ist und mit mir ist. Mächtig ist und mächtig bleibt.
Ich werde nicht geliebt, weil ich so furchtlos bin. Aber weil ich geliebt bin, darf ich mutige Schritte gehen und Freiheit finden von den Stimmen meiner Ängste, die mir sagen, dass ich allein bin.
Ich bin nicht allein.
„Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir.“ - Gott.
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