
Jesus wusste, was Petrus brauchte und gab es ihm. Jesus wusste, was die Pharisäer dachten und sprach es laut aus. Jesus kannte die Regeln, und hielt sich nicht daran.
Eine Begegnung mit Jesus kann unsere inneren Vorstellungen und Werte sichtbar machen und uns in unseren Motiven entlarven. Das kann Angst machen, denn in uns Menschen schlummert die Furcht, dass Menschen hinter unsere Fassade blicken und uns ablehnen könnten. Dass wir eine Fassade haben ist aber erst einmal menschlich. Interessanterweise wird unser deutsches Wort für „Persönlichkeit“ ursprünglich von dem lateinischen Wort für „Maske“ (lat. Persona) abgeleitet ist. Ich versuche als Mensch aus dem, was ich über mich weiß und aus dem, wie andere Menschen mich spiegeln, meine Persönlichkeit zu definieren. Dabei weiß ich selbst nicht alles über mich und auch andere Menschen sehen immer nur Ausschnitte.
Jesus ist anders. Weiß mehr, sieht mehr und weiter, als wir es vermögen.
Jesus nahe kommen zu lassen, kann das eigene Leben in die Nahaufnahme rücken.
Welches Gefühl kommt hoch, wenn du innehältst und zur Ruhe kommst?
Welche Sache in deinem Leben weiß keiner über dich?
Was ist eine Sehnsucht in deinem Leben?
Für eine Beziehung mit Jesus braucht es Ehrlichkeit, denn Ehrlichkeit ist eine Voraussetzung für Veränderung. Veränderung braucht ehrliches Eingestehen. Momente, in denen ich Dinge benenne, die hinter meiner sortierten Fassade ihr Dasein fristen. Wo wir uns unserer Sehnsüchte, Ängste und Ziele nicht bewusst sind, laufen wir Gefahr in einem Zustand der Selbsttäuschung zu verweilen. Und für diese Ehrlichkeit braucht es Mut, denn das Ehrlichwerden vor uns selbst ist kann eine schmerzliche Erkenntnis sein.
Als Petrus sieht wer Jesus ist und was in seiner Macht steht, wird er überwältigt, ist herausgefordert und auch überfordert. Er sieht sein Leben vor sich und wird von einer Perspektive ergriffen, die seine eigene Unzulänglichkeit nach oben wirbelt. [Lukas 5,1-11]
Die gute Nachricht ist, dass Jesus uns nicht entlarvt, um uns bloßzustellen. Er möchte, dass wir ihm vertrauen und dass wir uns auf seine Vorstellung einlassen. Nicht, weil alles was wir mitbringen schlecht wäre, aber weil es nicht ausreicht und der Fokus Jesus unseren Horizont herausfordert.
Eine ehrliche Selbsterkenntnis ist verletzlicher Ort, doch es ist auch ein Ort, auf dem Jesus auf uns wartet. Er kennt uns besser, als wir uns selbst kennen. Die Frage ist also nicht, ob Jesus an dem Ort unserer Erkenntnis ist, sondern ob wir uns dahin trauen. Jesus lässt uns da nicht allein und erwartet nicht, dass wir uns von heute auf morgen verändern. Er lädt uns auf eine Reise ein, die eine Herzenserweiterung zum Ziel hat, und für die er sich unser Leben lang die Zeit nimmt.
Ich erlebe Jesus auf dieser Reise als geduldiger mit mir selbst, als ich es bin. Ich erlebe Jesus da als kreativer, als ich denken kann. Ich erlebe Jesus da als sanfter, als ich erhofft hatte.
Jesus möchte uns verändern, weil er etwas Gutes mit uns vorhat und wir die Veränderung brauchen. Wir sind alle noch nicht da, wo wir sein sollen. Du nicht, ich auch nicht.
In meinem Wohnzimmer hängt dieses kitschige Zitat: „Change ist hard at first, messy in the middle and gorgeous at the end.“ Entlarvende Momente sind nicht leicht und Veränderungen zu durchleben auch nicht. Es sind auch keine gradlinigen Wege, aber ich weiß, dass Jesus etwas Gutes damit vor hat und das Resultat wunderschön sein wird.
Vertraust du ihm darin?
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