
Nicht alles, was weh tut, ist gleich schlecht und nicht alles was sich gut anfühlt, ist gleich richtig. Das ist eine Erfahrung, die sich nicht unbedingt intuitiv erschließt. Denn irgendwo in uns schlummert diese Vorstellung, ja vielleicht sogar Erwartung, dass richtiges Handeln sich auch gut anfühlen muss. Es irritiert, wenn das entsprechenden Gefühl ausbleibt. Wenn ich hingegen leide, bewerte ich das als negativ und setze alles daran meinen Schmerz zu beenden.
Und dann schreibt Paulus in diesem Kapitel von einem „Schmerz, wie Gott ihn haben will.“ (V. 10)
Es sind Worte, über die ich stolpere. Nicht nur, weil sie auf den ersten Blick irritieren, sondern weil sie in der Geschichte leider auch vielfach falsch verstanden und missbraucht wurden.
Zum einen ganz ausdrücklich, wenn Menschen von Gott sprechen, als ob er Freude oder Genugtuung darüber empfinden würde, wenn Menschen leiden. Zum anderen aber auch unterschwellig, wenn wir eine Theologie entwickeln, die Schmerzen klein oder sogar schön reden.
Ich erlebe vielfach Menschen, die eine Abkürzung wählen und zu dem Segen springen, der aus einem Leid möglicherweise entstanden ist. Gerade in frommen Kreisen hat man fast das Gefühl nicht leiden zu dürfen, sondern das Gute einer jeden Situation sehen zu müssen.
Die Folge davon ist, dass Leid oft nicht angemessen wahrgenommen wird, Schmerzen verdrängt werden und man sich zu einer unehrlichen Haltung zwingt.
Während es sicher gesund und resilient ist, dass man in Trauer- und Leidprozessen zu gegebener Zeit neue Perspektiven und Distanz bekommt, so wenig hilfreich ist es, wenn man meint Leid schön reden zu müssen oder sich in seiner Trauer abschneidet.
Es braucht keine Freude über Leid, keine Dankbarkeit über Schmerz, denn Leid tut weh und Klage hat ihre Berechtigung , ihren festen Platz vor Gott.
Bei dem „Schmerz, wie Gott ihn haben will“ geht es um eine andere Kategorie. Es geht um heilsamen Schmerz.
„Dafür freue ich mich jetzt ´umso mehr` – natürlich nicht über euren Schmerz, sondern darüber, dass dieser Schmerz euch zur Umkehr gebracht hat. […] Denn ein Schmerz, wie Gott ihn haben will, bringt eine Umkehr hervor, die zur Rettung führt und die man nie bereut.“ [V. 9-10]
Heilsame Schmerzen sind wie Operationsschmerzen, die zur Linderung einer Situation beitragen sollen. Die zur Korrektur von Missständen führen und Veränderung bewirken. Ziel einer Operation ist die Wiederherstellung, die Heilung. Ein Schmerz, wie Gott ihn haben will, ist deshalb etwas Gutes, weil es zur Rettung führt und keine Bitterkeit hinterlässt. Es ist ein Schmerz „den man nicht bereut.“
Es bedeutet dennoch nicht, dass es sich gut anfühlt. Die Erkenntnis, dass sie als Kirche Fehler gemacht haben und unrecht gehandelt hatten, hat sich für die Korinther nicht gut angefühlt. Die Einsicht, wenn ich auf blinde Flecken und Fehlverhalten hingewiesen werde, tut weh. Das genaue Hinschauen auf seelische Wunden und Verletzungen ist schmerzhaft.
Doch es liegt Trost in dem Wissen, dass Gott Wiederherstellung im Sinn hat, dass er ein Gott ist, der heilen will und kann und uns mit gar keinem Schmerz alleine lässt.
FRAGEN
Was ist gerade Schmerz in deinem Leben?
Wie gehst du damit um?
Ist es Schmerz, der Trost und Zeit braucht oder ist es Schmerz, der zur Veränderung führt?
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