Erinnerst du dich noch an deine letzte Auseinandersetzung mit jemanden? Um was ging es dabei? Kamt ihr bei der Sache weiter oder geht ihr nun getrennte Wege?
Paulus wünscht sich für die Gemeinde Einheit und das Ausrichten auf ein gemeinsames Ziel. Das bedeutet keine zuckerwattenweiche Kirchenkaffeekränzchen, bei denen nicht gestritten wird, sondern eine miteinander erkämpfte Einigkeit. Ein von dir und von mir Wegschauen, auf das was uns verbindet und zusammenhält. Eine Bereitschaft einzugestehen, dass es nicht um mich geht.
In der Kirche soll nicht derjenige mit der geschliffensten Rhetorik, noch der Wortgewandteste, noch derjenige, der die Kissenbezüge für die Gottesdienststühle gesponsert hat, das Sagen haben. Weder Du noch ich. Es geht in der Kirche nicht um meine oder deine Meinung. Das heißt nicht, dass man nicht eine haben darf. Ich finde bunte Stühle unästhetisch, sing lieber moderne als alte Kirchenlieder und habe überhaupt zu vielen Dingen eine Meinung. Du vielleicht auch. Vielleicht magst du lieber bunte Stühle, trällerst lieber Choräle und hast zu vielen Dingen auch keine Meinung. Wäre es nicht viel leichter, wenn du in die eine und ich in die andere Kirche gehen würdest?
Tja, aber von leicht hat keiner was gesagt.
Es geht nicht um meine oder deine Meinung, sondern um die Frage, was Gott hier eigentlich tun will. In uns und mit uns. Gott hat eine Vision für seine Kirche, einen größeren Traum von ihr, als wir mit unseren Empfindungen, Absichten und Wünschen haben können. Seine Gedanken für die christliche Gemeinschaft speisen sich nicht aus menschlichen Ressourcen, sondern aus der Tiefe seiner Weisheit.
„Kein Auge hat je gesehen, kein Ohr hat je gehört, und kein Mensch konnte sich jemals auch nur vorstellen, was Gott für die bereithält, die ihn lieben.“ (V.9)
Es ist ein Vers zum Träumen. Worte, die meinen Blick heben, in die Weite schweifen lassen und meine Augen zum Strahlen bringen. Es sind Worte voll Schönheit und Weisheit, die viel größer sind, als meine kleine verbissene Rechthaberei.
Gottes Vision ist größer als wir. Und weder du und ich können über die Weisheit Gottes letztgültig verfügen, denn auch wir empfangen sie nur.
„Wir erklären das, was Gott uns durch seinen Geist offenbart mit Worten, die Gottes Geist uns eingibt.“ (V.13)
Worte, die Gottes Geist gibt sind keine Worte der Besserwisserei, der Manipulation oder versteckter Absichten. Worte, die von Gott kommen, weisen auf das, was Gott tun möchte, sind voller Weisheit und gewinnender Wahrheit.
Das ist groß, reicht über meinen Horizont hinaus und sprengt meine Vorstellungskraft. Solch eine Erkenntnis ist eigentlich immer ein guter Ausgangspunkt, um sich an Gott zu wenden:
GEBET
Gott, hilf mir von mir wegzusehen und auf dich zu schauen. Hilf mir darauf zu blicken, was du bereithältst für uns als Kirche. Lass uns einander zuhören, voneinander lernen und miteinander zu dir hinwachsen, der du unsere Mitte bist. Vergib mir, wo ich rechthaberisch bin und egoistisch handle. Wo ich nicht auf die Einheit achte, sondern mein Ding machen will. Du möchtest, dass wir zusammenarbeiten und deinem Traum folgen, denn er übersteigt unsere kühnsten Vorstellungen. Dafür brauchen wir dich.
Amen.
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