„Doch du bist verhärtet, dein Herz ist nicht zur Umkehr bereit.“ (V. 5) Das erste Kapitel des Römerbriefs endete damit, dass wir einen Spiegel vorgehalten bekommen und uns unbequeme Fragen gestellt werden.
Darf ich dich fragen, was du tust, wenn du auf einen Fehler hingewiesen wirst oder kritisiert wirst? Was ist deine erste Reaktion darauf, wenn du eines Fehltritts bezichtigt wirst?
Puh, kommt echt darauf an, was es ist, denke ich bei mir. In mir gibt es eine ideale Vorstellung wie ich in einem solchen Fall reagier – erstens höre ich mir den kritischen Beitrag meines Gegenübers geduldig an, zweitens erwidere ich dankend, dass ich darüber nachdenken werde. Und drittens, dass ich es tatsächlich mache – nachdenke, prüfe, mich entschuldige, es von mir weise und davon lerne. Nicht jede Kritik ist berechtigt, aber ich kann von jedem Kritiker etwas lernen.
Wie gesagt, es gibt da ein Ideal in mir. Das gelingt nicht immer. Viel schneller neige ich dazu mich ganz schnell zu entschuldigen, um ja die Beziehung nicht zu gefährden. Ich bin auch gut darin zu sagen, dass es nicht so gemeint war oder ich es anders machen wollte. Ich meinte es doch eigentlich gut. Vielleicht schlägt man auch zurück, fühlt sich angegriffen und zu Unrecht angeprangert. Ich sehe eine Dünnhäutigkeit unter uns, wenn wir kritisiert werden. Hinter unserer dünnen Haut steckt aber wider Erwarten kein weiches Herz. Das „weiche Herz“ ist in der Bibel ein Bild dafür, dass mein Inneres formbar und lebendig ist, sensibel reagiert und bereit ist, sich etwas sagen zu lassen. Es ist offen für Veränderung. Das „harte Herz“ hingegen hat schon alles, weiß schon alles, und ist nicht bereit für Korrektur und Zurechtweisung und tiefgreifende Veränderung. Das harte Herz ist die Haltung des Richters, der meint überall von außen analysieren zu können, wer was wo wie und wann falsch gemacht hat. Es ist die Selbstgerechtigkeit, die sich über Gott und andere Menschen erhoben hat und dir mir hier gespiegelt wird. „Du bist verhärtet“ ist die göttliche Diagnose des menschlichen Herzens. Gott sagt zum Menschen, dass er ein hartes Herz hat. Es ist in dem Prozess hart geworden, dass wir uns als Mensch selbst zum Richter gesetzt haben. Und es bleibt hart, weil wir Schutzwälle um das Herz hochziehen. Es bleibt hart, weil wir Angst vor dem weichen Herzen haben…
Das zweite Kapitel im Römerbrief beginnt mit einer harten Diagnose – „Franzi, du bist nicht so gerecht, wie du meinst. Dein Herz ist verhärtet, du brauchst Veränderung.“
Lass ich mir das von Gott sagen? Lass ich mir das von anderen sagen? Bin ich offen für Veränderung? Für Umkehr? Der Ausdruck für „Umkehr“ bedeutet hier, dass man seinen Sinn, sein Denken auf eine andere Spur lenkt. Ein Richtungswechsel und eine Neuausrichtung sind notwendig. Und diese beginnt mit dem leisen Klopfen und der weichen Saat des Zweifels, dass das Leben mit dem harten Herzen nicht die Sicherheit und den Schutz bereithält, die es versprochen hat. Veränderung braucht den Zweifel - den Zweifel am Status quo.
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